Verdeckte Schwächen
Es gibt Schwächen, deren man sich gar nicht bewusst ist oder die man sich nicht eingestehen will. Möglicherweise ist man allzu selbstbewusst und vertraut zu sehr auf sich (1. Korinther 10:12). Eine andere menschliche Schwäche, die immer wieder auftaucht, ist der Wunsch nach Ansehen.
Ein Beispiel: Joab, den David als Heerobersten eingesetzt hatte, war mutig, entschlussfreudig und einfallsreich. Doch er machte sich schwerer Vergehen schuldig, durch die sich sein anmaßendes, ehrgeiziges Wesen zeigte. Brutal ermordete er zwei andere Heeroberste. Zunächst räumte er aus Rache Abner aus dem Weg, später seinen eigenen Cousin Amasa. Joab gab vor, Amasa begrüßen zu wollen; er fasste ihn mit seiner rechten Hand am Bart, als ob er ihn küssen wollte, und stieß ihm dann mit der linken Hand das Schwert in den Leib (2. Samuel 17:25; 20:8-10). Amasa war an Joabs Stelle Heeroberster geworden, und wahrscheinlich erhoffte sich Joab, durch das Ausschalten seines Rivalen seine Position wiederzubekommen. Ganz offensichtlich hatte Joab sich nicht unter Kontrolle und ließ sich von selbstsüchtigem Ehrgeiz beherrschen. Er ging skrupellos vor und zeigte nicht die geringste Spur von Reue. Als König David sich seinem Lebensende näherte, wies er seinen Sohn Salomo an, Joab für seine Schlechtigkeiten zur Verantwortung zu ziehen (1. Könige 2:5,6, 29-35).
Ganz eindeutig darf man falschen Wünschen nicht nachgeben. Man kann über seine Schwächen die Oberhand gewinnen. Als Erstes muss man sie sich eingestehen – dann kann man etwas unternehmen, um sie zu überwinden. Dazu gehört, immer wieder zu Jehova zu beten und ihn speziell um Hilfe zu bitten sowie fleißig die Bibel zu studieren und dabei nach passendem Rat zu suchen (Hebräer 4:12). Es kann sein, dass wir ständig gegen unsere Neigungen angehen müssen, aber wir dürfen uns nicht entmutigen lassen. Vielleicht müssen wir gegen unsere Schwächen so lange ankämpfen, solange wir unvollkommen sind. Paulus räumte ein, dass das bei ihm der Fall war. Er schrieb: „Was ich wünsche, das pflege ich nicht zu tun, sondern was ich hasse, das tue ich.“ Doch wie wir wissen, fand sich Paulus nicht einfach damit ab, als ob er überhaupt keine Kontrolle über sein Verhalten gehabt hätte. Im Gegenteil, er sagte seinen Schwächen immer wieder den Kampf an. Dabei verließ er sich darauf, dass Jehova ihm durch Jesus Christus helfen würde (Römer 7:15-25). An einer anderen Stelle erklärte Paulus: „Ich zerschlage meinen Leib und mache ihn zum Sklaven, damit ich mich nicht, nachdem ich anderen gepredigt habe, selbst irgendwie als unbewährt erweise“ (1. Korinther 9:27).
Menschen haben die Tendenz, sich zu rechtfertigen. Dagegen kann man als Christ aber angehen, indem man sich immer wieder die Sicht Jehovas zu eigen macht und das umsetzt, wozu Paulus dringend riet: „Verabscheut das Böse, haltet am Guten fest“ (Römer 12:9). Wer in dem Kampf gegen seine Schwächen gewinnen möchte, muss ehrlich sein, Ausdauer haben und sich beherrschen. David bat Jehova: „Läutere meine Nieren und mein Herz“ (Psalm 26:2). Er wusste, dass Jehova unsre innersten Neigungen richtig einschätzt und uns, wann immer nötig, seine helfende Hand reicht. Wenn wir auf seine Anleitung, die er uns durch sein Wort und seinen heiligen Geist bietet, positiv reagieren, kommen wir dem Sieg über unsere Unzulänglichkeiten Schritt für Schritt näher.
So mancher von uns hat das Gefühl, mit seinen Schwierigkeiten nicht allein fertig zu werden. Und die Ältesten stehen uns sicher gern liebevoll bei und machen uns Mut (Jesaja 32:1,2). Aber man darf nicht zu viel erwarten. Manchen Probleme lassen sich in diesem System einfach nicht lösen. Viele haben gelernt, mit ihrer Situation umzugehen, und können trotz allem ein erfülltes Leben führen.
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